Wichtiger Hinweis
Diese Unterrichtssequenz kann an beliebiger Stelle während der Unterrichtsreihe durchgeführt werden.
Intention
Die SuS führen philosophische Nachdenkgespräche über den Wald und Bäume und erkennen, dass nicht alle Fragen wissenschaftliche Antworten erfordern.
Lernausgangslage
- Kinder, die schon Erfahrungen mit philosophischen Fragestellungen gemacht haben, z.B. im Religions- oder Sachunterricht
- Kinder, denen die Diskussion über offene Fragestellungen neu ist
Mögliche Vorgehensweisen
Einstieg
Einstieg im Sitzkreis
- Im Sitzkreis liegen verschiedene Fragen zum Thema Wald aus, die zum Teil wissenschaftliche und zum Teil offene Antworten ermöglichen. Sinnvoll könnte es sein, hier die Spezialfragen zum Thema „Bäume“ und die Nachdenkfragen gemischt auszulegen.
- Die Kinder überlegen gemeinsam, welche Fragen eindeutig und welche nur schwer oder sogar gar nicht eindeutig beantwortet werden können. Die Kinder sortieren die Fragen entsprechend und begründen ihre Meinung.
- In dieser Unterrichtssequenz sollen die philosophischen Fragen/ Nachdenkfragen im Mittelpunkt stehen.
- Eine ausgewählte Nachdenkfrage wird beispielhaft zum Gegenstand der Diskussion gemacht. Die Kinder diskutieren gemeinsam über die Fragestellung. Möglichst alle äußern ihre (unterschiedlichen) Meinungen dazu. Dabei regt die Lehrkraft immer wieder zu Begründungen und weiteren Ausführungen und Beispielen an.
Erarbeitung
- Die Gruppen wählen nun jeweils eine Nachdenkfrage aus und diskutieren diese an ihrem Gruppentisch. Besondere Auszüge aus der Diskussion werden auf einem weißen Blatt festgehalten.
- Schnelle Gruppen können weitere Fragen auswählen und diskutieren.
Abschluss
- Die Moderatoren der Gruppen stellen ihre Diskussionsergebnisse mit Hilfe der Mitschriften vor. (Um den Moderatoren die Vorstellung zu erleichtern, bietet sich vorab eine Murmelphase an, in der die Gruppen kurz ihren Beitrag zu den Reflexionsfragen besprechen.)
- Alle Kinder diskutieren gemeinsam zu der Frage, warum es nicht auf alle Fragen eindeutige Antworten geben kann und warum es sinnvoll ist, auch über solche Fragen nachzudenken. Ergebnisse dieses Gesprächs können schriftlich festgehalten werden.
Schüleräußerungen aus der Erprobung
Beispielfrage: Wie wäre es, in einer Welt mit Plastikbäumen zu leben?
- „Dann gäbe es gar kein Leben. Die Bäume stellen nämlich Sauerstoff her. Das ist das, was die atmen und wir könnten dann nichts mehr einatmen.“
- „Also, man könnte dann noch einatmen, aber nur das Schlechte von der Luft. Die Bäume machen das nämlich sauber.“
- „Also, das ginge gar nicht, weil wenn die Bäume keinen Sauerstoff mehr herstellen, dann würden wir den Rest davon so lange ein- und ausatmen, bis das ganz weg ist und dann gäbe es den Sauerstoff gar nicht mehr. Und dann können wir auch nicht mehr atmen.“
- „Aber auf der ISS kann man ja die alte Luft auch wieder neu machen und immer wieder atmen. Aber dann bräuchte man die ganzen Maschinen dafür. Bäume machen das einfach so und das ist viel besser. Die brauchen ja auch keinen Strom und so.“
- „Ich fände das eigentlich blöd, weil die Bäume sind ja nicht nur für uns, die sind ja auch für die Tiere. Und die Tiere, die von den Bäumen fressen, die würden dann ja nicht mehr leben können.“
- „Ich glaube, Plastikbäume wären auch schlecht für die Umwelt. Dann wären überall alte Bäume in der Erde und dann wäre eigentlich überall Plastikmüll in der Umwelt. Und der Baum könnte auch gar nicht festwachsen, weil die Erde ist ja auch nicht aus Plastik.“
Beispielfrage: Dürfen Bäume gefällt werden?
- „Nein, die Bäume fühlen doch auch etwas und da kann man die doch nicht fällen.“
- „Ich glaube auch, die können fühlen. Das Harz, das ist so wie das Blut.“
- „Aber wir brauchen ja auch Holz für Tische und Schränke und so. Ich glaube, dass man auch Bäume fällen darf, aber eben nicht alle Bäume. Man kann dafür ja extra Bäume nehmen.“
- „Das ist im Wald ja auch, dass der Förster extra Bäume anpflanzt. Und die kann man dann fällen, aber nicht zum Beispiel im Urwald oder so. Die Bäume sind ja auch wichtig für das Klima.“
- „Die Bäume brauchen wir ja auch für die Luft. Wenn man Bäume fällt, dann muss man auch neue Bäume pflanzen, sonst sind die ja irgendwann weg.“
- „Manchmal sind Bäume aber auch so krank, dass die gefällt werden müssen.“
Warum kann es sich lohnen, auch über solche Fragen nachzudenken?
- „Das sind ja auch Fragen, die man haben kann und dann findet man so vielleicht eine Antwort.“
- „Wenn viele die gleiche Antwort sagen, dann stimmt die ja vielleicht. Aber es kann auch sein, dass man eine andere Antwort hat, als die anderen.“
- „Ich glaube, auch wenn es keine Antwort gibt, dann weiß man nachher trotzdem mehr.“
- „Dann bespricht man das und lernt auch mal die Antwort der anderen kennen.“
Tipps und Stolpersteine aus der Erprobung
- Bei philosophischen Gesprächen sollte ein besonderes Augenmerk auf der Gesprächsatmosphäre liegen. Jede Äußerung ist wichtig und erlaubt. Es gibt keine „richtigen“ und „falschen“ Antworten. Idealerweise äußern sich alle Kinder zur Frage.
- Besonders wichtig ist die Ermutigung, die eigene Stellungnahme zu begründen und Beispiele und Erläuterungen zu nennen.
- Für die Gruppen kann die offene Arbeitsform, ein gemeinsames Gespräch zu führen, ungewohnt sein. Das Blatt zum Festhalten der Ergebnisse sorgt hier für etwas mehr Verbindlichkeit. Die Lehrkraft sollte bei Schwierigkeiten immer wieder zur Fortsetzung des Gesprächs anhalten.
Material aus der Erprobung
- Spezialfragen (siehe Sequenz 5)
- Nachdenkfragen (Kartei)
- weiße Blätter
- ggf. Pappe
Angestrebtes Unterrichtsergebnis
Die Schülerinnen und Schüler erkennen, dass nicht alle Fragen wissenschaftliche Antworten ermöglichen und lernen, sich eine eigene Meinung zu bilden.