Das Wort „Wald“ kommt aus der germanischen Sprache und bedeutet „wild“ und ist damit keiner Kultivierung unterworfen. Es beschreibt aber allgemeinsprachlich naturnahe Landschaften, in die der Mensch mit z.B. Jagd, Baumbepflanzung und Holzproduktion eingreift.
Im Deutschen beschreibt „Forst“ eine rein menschlich kultivierte und nach ökonomischen Gesichtspunkten gestaltete Landfläche.
Der „Urwald“ beschreibt einen Bewuchs, der sich selbst überlassen ist und ohne menschlichen Einfluss wächst und gedeiht.
In der Realität kommen in Deutschland alle drei Formen vor allem als Mischformen vor. Viele Wälder werden forstwirtschaftlich genutzt, haben jedoch auch Anteile von natürlichem Bewuchs. Es gibt in den Nationalparks (Bayrischer Wald, Harz, Edersee-Kellerwald, Hainich, Müritz) Urwaldreste bzw. Wälder die wieder Urwälder werden sollen (Nationalpark Eifel). Dazu gehören aber auch Areale innerhalb der Wälder, die ausschließlich als Holzplantagen angelegt sind, um für die Papierindustrie (Weide, Pappel) bzw. die Holzindustrie (Douglasie, Fichte, Kiefer) Rohstoffe zu liefern.
Allen Definitionen von „Wald“ ist gemein, dass ein enger Bewuchs mit Bäumen ab einer bestimmten Größe (ca. 5m) gegeben ist. Mindestflächen von einem Hektar variieren hin zu sehr viel größeren Flächen. Abgegrenzt davon sind Flächen, die einen engen Baumbewuchs haben, der zur Nahrungsmittelproduktion dienen (Kokos- oder Palmölplantagen in den Tropen oder Obstbaumplantagen in Europa).
Wald in Deutschland
Ohne die Einwirkung des Menschen würde in Deutschland bzw. Mitteleuropa ein Buchenwald mit Eichen und je nach Lage und Höhe mit vielen anderen Baumarten durchsetzter Mischwald stehen. Die Entwicklung eines solchen Waldes kann man an gerodeten Lichtungen oder anderen Brachen in der Nähe heutiger Wälder nachvollziehen. Weil Sonne und Wasser ungehindert wieder den Waldboden durchdringen, keimen im Boden erhaltene Samen. Wind und Tiere bringen Samen weiterer Pflanzen. Krautige Pflanzen (Fingerhut, Weidenröschen) sind die ersten, gefolgt von Sträuchern (Holunder und Hasel), die Schatten geben. Als Pionierbaum kehrt die Birke zurück, die winzigen Birkensamen keimen und wachsen schließlich zu einem lichten Blätterdach.
Hier wiederum finden Brombeeren und weitere niedrigwachsende Blütenpflanzen ideale Wachstumsvoraussetzungen. Tiere wie Eichhörnchen oder Eichelhäher bringen Bucheckern und Eicheln in den Boden, die jetzt keimen. Nach etwa 50 Jahren überwachsen diese die Birken, die langsam zurückgehen. Hasel und Brombeere bilden den Randbewuchs. Im Schatten der größeren Bäume gedeihen Farne und Pilze. Das Geflecht der Pilze und Baumwurzeln bildet eine Symbiose, die beiden den Austausch von Stoffen ermöglicht. Nach 200 Jahren ist ein großes Ökosystem entstanden.
Mit menschlichem Eingriff besteht der deutsche Wald aus ca. 50% Fichten und Kiefern, 25 % aus Eichen und Buchen und ca. 25% anderen Baumarten.
Nutzfunktion
Die Forstwirtschaft erzeugt den nachhaltigen Rohstoff Holz. Der Holzzuwachs hängt ab von Baumart, Alter und Standort des Baumes. Jährlich wachsen in unseren Wäldern rund 122 Millionen Kubikmeter Holz. Dies entspricht einer Länge (die Würfel mit je einem Meter Kantenlänge hintereinandergelegt) des dreifachen Erdumfangs.
Holzprodukte prägen unser Leben. Bundesweit werden rund 76 Millionen m³ pro Jahr geerntet. Bundesweit bringt das den Forstbetrieben aktuell rund vier Milliarden Euro pro Jahr ein, das entspricht 78 % der Gesamterträge. Rund 1,1 Millionen Beschäftigte leben in Deutschland direkt oder indirekt vom Wald, zum Beispiel Waldarbeiter, Holzhandel, Schreinerei- und Zimmerereibetriebe, Papierhersteller oder Druckereien. Sie erwirtschaften rund 180 Milliarden Euro Umsatz pro Jahr.
Holz ist ein effektiver Kohlenstoffspeicher, denn es besteht zur Hälfte aus Kohlenstoff. Wenn das Holz genutzt wird und daraus ein Dachstuhl oder Tisch entsteht, dann bleibt der Kohlenstoff über viele Jahre im Holz gespeichert.
Schutzfunktion
Der Wald ist die grüne Lunge der Welt. In Deutschland erzeugt der Wald in Deutschland etwa 25 bis 38 Millionen Tonnen Sauerstoff. Das ist etwa das ein- bis eineinhalbfache dessen, was alle Einwohner Deutschlands in einem Jahr zum Atmen brauchen.
Der Wald ist Lebensraum für sehr viele Arten der Flora, Fauna und Funga (Pilze). Unser Wald bietet Heimat für rund 140 Wirbeltierarten (Säugetiere, Vögel, Reptilien, Amphibien und Fische) , 6.500 Insektenarten und viele andere Kleinstlebewesen (Spinnen, Schnecken, Würmer,…) . Außerdem wachsen hier 1215 Pflanzenarten, davon ca. 76 Baumarten und 116 Straucharten, der Rest krautartige Pflanzen, Moose und Farne.
Je nach Taxonomie, Zuordnung und Schätzungsmodellen kommen mehrere Tausend Pilzarten vor.
Langzeituntersuchungen zeigen, dass man im Buchenwirtschaftswald auf einer Fläche von 60 ha mit 5.000 bis 6.000 Tierarten rechnen kann.
Zahlreiche Tier- und Pflanzenarten sind auf Totholz als besondere Nahrungs-, Brut- und Lebensstätten angewiesen.
Mit seinen unzähligen Kanälen und Hohlräumen ist der Waldboden ein idealer Wasserspeicher. So schützt er unsere Siedlungen vor Hochwasser. Ein Hektar Waldboden kann bis zu drei Millionen Liter Wasser speichern.
Ein großer Teil unseres Trinkwassers kommt aus dem Wald: Das Wasser aus dem Wald ist weitgehend unbelastet von Dünger und Pflanzenschutzmitteln. Rund 19 % der Waldfläche sind Trinkwasserschutzgebiet.
Erholungsfunktion
Ein Drittel aller Kinder in Deutschland hat noch nie ein heimisches Wildtier in freier Natur gesehen – dabei wäre dies bei einem Waldbesuch leicht möglich. Spaziergänger und Wanderer nutzen unsere 574.000 Kilometer Waldwege.
Akustisch bietet der Wald ein einzigartiges Ambiente. Deshalb finden wir im Wald leicht Ruhe und Entspannung. Die Waldluft ist etwas Besonderes: Sie ist angereichert mit den Duftstoffen der Bäume, darunter viele ätherische Öle. Diese stärken das Immunsystem und helfen beim Stressabbau. Außerdem ist Waldluft besonders staubarm.