zum Inhalt springen
Die Wachtel

Umgang mit Lebewesen in der Schule

Umgang mit Lebewesen in der Schule allgemein

Für die Haltung oder die Präsentation lebender Tiere im Klassenzimmer sind die Richtlinien zur Sicherheit im Unterricht (RiSU) entscheidend“ (Ziemek, Hans Peter, 2018). Dort heißt es:

Der Umgang mit Tieren (Einzeller/ Mehrzeller, wirbellose Tiere, Wirbeltiere) in der Schule ist grundsätzlich erlaubt. Bei der Tierhaltung ist eine angemessene Nahrung und Pflege sowie verhaltensgerechte Unterbringung zu gewährleisten. Eine langfristige Haltung sollte nicht in den Unterrichtsräumen erfolgen. Zur sachgerechten Tierhaltung gehört, dass Käfige, Aquarien und Terrarien regelmäßig überwacht und gereinigt werden. […]. Werden Schüler an der Einrichtung oder Pflege von Terrarien oder an Versuchen mit gehaltenen Tieren beteiligt, so sind sie vorher auf den richtigen Umgang mit den Tieren (z.B. richtiges Anfassen, Einfangen usw.) sowie die damit verbundenen Gefahren hinzuweisen. […]

Generell sind beim Umgang mit Lebewesen die Grundregeln der Hygiene einzuhalten. So sind z.B. nach Kontakt mit Lebewesen […] die Hände und sonstige Kontaktstellen gründlich zu waschen. Die gesetzlichen Bestimmungen des Natur- und Artenschutzes sind bei der Vorbereitung und Durchführung des Unterrichts einzuhalten.

Wachteln allgemein

Mit der Hilfe von Wachteln können auch Themen wie die Haltung unserer sogenannten Nutztiere erläutert und den Kindern ein verantwortungsvoller Umgang mit ihnen nähergebracht werden. Besonders wertvoll sind die Erlebnisse für Kinder in urbanen Umgebungen, die kaum mit den Produzenten ihrer Milch oder eben der Eier in Kontakt kommen.

Warum Wachteln?

  • Wachteln brauchen (z.B. im Vergleich zu Hühnern) wenig Platz.
  • Wachteln sind leise. Das gelegentliche "Krähen" eines Wachtelhahns ist weniger laut als der Ruf einer Elster.
  • Wachteln sind relativ robust und ihre Haltung ist relativ günstig.
  • Wachteleier sind gesund und lecker!

Die Haltung von Wachteln als kleinster Hühnervogel Europas gestaltet sich, vereinfacht gesagt, ähnlich der Hühnerhaltung, nur in kleinerem Maßstab. Sollten Sie also Erfahrung mit Hühnern haben, sind Sie bereits gut aufgestellt.

Hierbei ist zu erwähnen, dass sich die Ansprüche bei der Hühnerhaltung und -zucht vor allem in den ersten Wochen nicht wesentlich unterscheiden. Möchte man die Tiere nach der Aufzucht wieder abgeben, ist vor allem im ländlichen Bereich die Chance höher im näheren Umfeld einen Abnehmer zu finden. Besondere Unterschiede bestehen hauptsächlich hinsichtlich der Brutzeit und der Zeit bis zur Geschlechtsreife sowie des letztendlichen Platzbedarfs.

Wer sich für das Brüten, die Aufzucht und Halten von Wachteln entscheidet, kann im Internet zahlreiche Züchter finden, die befruchtete Wachteleier und Wachtelküken anbieten (z.B. https://www.wachtel-shop.com). Die Seriosität des Züchters sollte mit Blick auf die Gesundheit und Wohlbefinden der Tiere sorgfältig überprüft werden. Im Idealfall findet man einen Züchter oder Hobbyhalter in der näheren Umgebung, dessen Haltungsbedingungen persönlich begutachtet werden können und der evtl. auch mit Ratschlägen aus der Praxis helfen kann.

Projektplanung

Tierhaltung in der Schule oder der Klasse ist eine große Bereicherung für die Kinder und die Gemeinschaft, aber generell eine Herausforderung. Wachteln stellen, im Gegensatz zu Insekten (z.B. Schmetterlinge) oder Kriechtieren (z.B. Schnecken), deutlich höhere Ansprüche an ihre Halter. Allein der zeitliche Umfang ist ein wesentlicher Faktor. Bei einer Brutzeit von 16-17 Tagen und der Erreichung der Geschlechtsreife nach 6-7 Wochen sollte das Projekt in der Klasse auf mindestens 9 Wochen ausgelegt sein.

1. Sind die Wachteln als Schultiere geeignet?

Wie oben beschrieben müssen bei der Haltung von Wachteln in der Schule Themen wie Platz- bzw. Bewegungsbedarf, Gruppen- bzw. Einzelhaltung, Ruhebedürfnis bzw. Stressresistenz und Wachstum bedacht werden. Wachtelküken lassen sich bis zur Geschlechtsreife auch im Klassenraum halten, wenn die Kinder bzgl. der Lärmentwicklung auf die Tiere Rücksicht nehmen. Dies kann sich positiv auf die Arbeitsatmosphäre auswirken. Bei Geschlechtsreife sollten die Wachteln spätestens in eine geräumige Voliere (siehe unten) umziehen (siehe Rahmenbedinungen weiter unten).

2. Wie hoch sind die Kosten und der Aufwand der Haltung?

Wachteln müssen täglich gefüttert und mit frischem Wasser versorgt werden. Je nach Haltungsform muss der Stall oder die Voliere ein bis mehrmals wöchentlich gereinigt werden.

Für langfristige Schulprojekte: Im Winter kann eine Wärmeplatte für eine willkommene Aufwärmung sorgen. Aber auch ohne technisches Gerät können Wachteln auch einen kalten Winter gut überstehen, wenn Sie trockene, weiche Einstreu zur Verfügung haben und vor Zugluft geschützt sind.

Wachtelfutter, das die notwendigen Vitamine, Mineralstoffe und Proteine enthält bildet eine gute Grundlage für die Ernährung. Körnerfutter und verschiedenes Grünzeug aus dem Schulgarten bieten den Wachteln Abwechslung und Beschäftigung. So lieben Wachteln beispielsweise Karottengrün, Salatblätter, Löwenzahn und vieles mehr. Besondere Leckerbissen sind lebendige oder getrocknete Mehlwürmer oder ab und zu ein Regenwurm aus dem Garten.

Die Haltungskosten (Futter und Streu) nach Anschaffung des Zubehörs betragen etwa 5Cent pro Tier und Tag.

3. Haben Sie ausreichende Kenntnisse über die Haltung der Tierart?

Natürlich ist es von Vorteil, wenn Sie praktische Erfahrungen vorweisen können. Vieles können Sie sich aber auch durch die Lektüre guter Ratgeber aneignen. Am besten tauschen Sie sich mit erfahrenen Haltern über die Ansprüche der Tiere. Viele Informationen zur Haltung von Wachteln können in entsprechender Literatur und/oder auf folgenden Plattformen nachgelesen werden, die teilweise auch bei der Suche nach Experten weiterhelfen können:

4. Was passiert mit den Tieren in Schulferien und am Wochenende?

Wachteln können in der unterrichtsfreien Zeit nur mit nach Hause genommen werden, wenn Sie entsprechende Stallungen verfügen. Wenn die Wachteln aber in ihrer der Schule bleiben, kann es sehr hilfreich sein, vertrauenswürdige Kollegen und Eltern für die Pflege ins Boot zu holen, um eine ausreichende Versorgung zu gewährleisten.

 5. Gibt es in den Klassen Kinder mit großen Ängsten vor Tieren?

Kleinere Berührungsängste mit Tierarten, zu denen das Kind zuvor noch nie Kontakt hatte, sind normal und hier ist der Umgang mit diesen Tieren die beste Möglichkeit, diese abzubauen. Auch Kinder, die sich vor manchen Tieren ekeln, kann die Beobachtung und Pflege dieser Arten über ihre negative Haltung hinweghelfen.

Rahmenbedingungen für die Haltung von Wachteln in der Schule

 Bevor die Idee, Wachteln im Klassenzimmer zu halten in die Tat umgesetzt wird, sollten einige Überlegungen angestellt werden. Generell gilt, nach den „Richtlinien zur Sicherheit im Unterricht“ der Kultusministerkonferenz (KMK), dass Tiere in Klassenräumen für bestimmte Zeiträume gehalten werden dürfen, wenn sie:

  1. ungiftig sind und keine Krankheiten übertragen.
  2. artgerecht gehalten und behandelt werden.
  3. keinen Tierversuchen oder schädigenden bzw. Leiden verursachenden Versuchen unterzogen werden. Link zu „Umgang mit Lebewesen in der Schule allgemein“ (siehe oben)

1. Gesundheitliche Risiken für die Kinder

  • Wachteln sind weder giftig noch aggressiv. Allerdings kann durch die Haltung Staub entstehen, der ggf. Allergien auslösen kann. Dies sollte im Vorfeld mit den Eltern der Klasse abgeklärt werden.

Bei langfristigen Schulprojekten:

  • Wachteln haben den Ruf, resistenter gegen Geflügelkrankheiten zu sein als z.B. Hühner. Trotzdem ist es natürlich wichtig, für eine gesunde Ernährung und einen sauberen Stall zu sorgen. In einem Sandbad können die Wachteln ihr Gefieder reinigen und so Parasiten vorbeugen. Feuchter Einstreu (vor allem im Winter), ein zugiger Stall oder verunreinigtes Wasser und Futter können Auslöser für verschiedene Erkrankungen sein, die aber in der Regel für Menschen nicht ansteckend sind. Diese Faktoren können aber auch sehr einfach vermieden oder beseitigt werden.
  • Wachteln müssen, wie alle landwirtschaftlichen Nutztiere dem Veterinäramt und der Tierseuchenkasse gemeldet werden. (Link zu „Rechtliches“ siehe unten)

2. Artgerechte Haltung

Es kann diskutiert werden, ob eine Haltung von Tieren allgemein der Lebensweise der jeweiligen Art gerecht werden kann. Verhältnisse, wie sie Wachteln in der Natur vorfinden, lassen sich bei der Haltung bzw. Aufzucht in der Schule offensichtlich nicht herstellen. Gerade deshalb muss besondere Sorgfalt auf die Bedürfnisse der Tiere nach Schutz, Wärme, Nahrung, Gemeinschaft und Hygiene gelegt werden.

Rechtliches

Geflügel (auch Wachteln) muss beim Veterinäramt und der Tierseuchenkasse angemeldet werden.

In NRW ist die Anmeldung für die Hobbyhaltung kostenlos und kann über ein Formular (Link PDF) der Landwirtschaftskammer unkompliziert erledigt werden. Die Tierseuchenkasse meldet die Daten automatisch an das Veterinäramt weiter.

Je nachdem wie nah die Nachbarn wohnen sollte zumindest kurz mit ihnen über die Anschaffung geredet werden. Wachteln sind zwar leise und von Geruchsbelästigung kann eigentlich auch keine Rede sein, aber sicher ist sicher und hin und wieder kräht vielleicht doch mal ein Hahn etwas lauter.

Bei festen, gemauerten Ställen sollte man sich erkundigen, ob die ohne weiteres gebaut werden dürfen. Volieren und Ställe aus Holz sollten je nach Größe unproblematisch sein.