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Videos als Lerndokumentation

Worum geht es?

Mit Hilfe von Videos können SuS schnell und einfach Lernergebnisse und -prozesse ohne schriftsprachliche Schwierigkeiten festhalten. Sie können diese mündlich kommentieren, auch ohne, dass die Klasse oder die Lehrkraft zeitgleich zuhört. Diese Dokumentation kann zu einem späteren Zeitpunkt für die eigene Reflexion und gemeinsam mit anderen für Feedback, Selbst- und Fremdbewertung genutzt werden.

Wie kann die Arbeit mit Video den Sachunterricht bereichern?

Arbeitsergebnisse dokumentieren

Videoaufnahmen ermöglichen es, schnell und einfach (auch komplizierte) Sachverhalte audiovisuell, anschaulich und nachvollziehbar festzuhalten, ohne Kinder mit schriftsprachlichen Schwierigkeiten zu benachteiligen. Hieraus ergeben sich folgende unterrichtsorganisatorische Vorteile:

  • Platz- und zeitintensive Aufbauten, können unabhängig vom eigentlichen Produkt per Video einem Publikum (Klassenplenum, Schulfest, etc.) präsentiert werden (z.B. Brücken, Türme, Murmelbahnen, Was-passiert-dann-Maschinen, etc.).
  • Nur kurzzeitig verfügbare bzw. einmalige Unterrichtsergebnisse, können per Video zeitlich und räumlich unabhängig gesichert, anschließend mehrmals gezeigt und diskutiert werden (z.B. Experimente, Murmel- und Dominobahnen, etc.).

Prozesse dokumentieren

Auch Prozesse können durch die Arbeit mit Video eine neue Qualität erfahren. 

  • Zeitlupen- und Standbildfunktion: schnelle Abläufe und Prozesse können für das Auge verlangsamt bzw. gestoppt und damit wahrnehmbar gemacht werden (z.B. Bewegungsabläufe, mechanische Funktionen, zahlreiche Experimente, etc.) 
  • Zeitrafferfunktion: sehr langsame Prozesse können in ihrem Ablauf gerafft, also zeitlich gekürzt und somit erfassbar gemacht werden (Sonnenaufgang, Pflanzenwachstum, etc.)
  • Detailaufnahmen können den Blick konzentrieren und ein genaueres Erfassen und Verstehen grundlegender Prozesse unterstützen (z.B. mechanische Abläufe, Beobachtungen der belebten Natur, etc.).

Videos bearbeiten

Einige Programme und Apps ermöglichen es, Kommentare bzw. Erklärungen einzusprechen, Musik bzw. Geräusche zu unterlegen und/oder Text (Titel) einzufügen. So können auch Kinder, die an der Erstellung nicht beteiligt waren, ein tieferes Verständnis bezüglich des Ergebnisses erlangen.

  • Videoschnitt (in-Kamera oder Programm) ermöglicht schnelle Perspektivwechsel.
  • Verbale oder schriftliche Kommentare können den Blick des Betrachters lenken und konzentrieren.
  • Geräusche und Musik können wichtige Vorgänge / Teilprozesse hervorheben

Woran sollte vor dem Drehen gedacht werden?

Um strukturiert arbeiten zu können, brauchen die SuS, orientiert an den Handlungs- und Unterrichtszielen, gemeinsam erarbeitete Kriterien, die die Darstellungsabsicht klar definieren. 

  • Soll der Film einen Prozess abbilden oder ein Produkt vorstellen?
  • Geht es um den Film selbst als Darstellungsmittel?
  • Für welches Publikum stellen wir den Film her?

So können sich Kinder vor Beginn ihres Videodrehs kriteriengeleitet darüber Gedanken machen, was sie genau vermitteln wollen.

Anschließend kann überlegt werden, welcher Bildausschnitt für den Transport des Inhalts oder für das Erreichen des Ziels am sinnvollsten ist bzw. welcher Bildausschnitt das Wesentliche zeigt, ohne durch Unwesentliches abzulenken. (Übungen zur Bildbetrachtung sollten der selbstständigen Arbeit mit Video für alle Themen idealerweise vorausgehen.)

  • Was möchten wir zeigen? Was war uns bezüglich unseres Produkts wichtig? Worauf kam es uns im Prozess an? Welche Aspekte sind wesentlich? 
  • Wie können wir die wesentlichen Aspekte anschaulich zeigen? Welche Einstellungen (Detail, Nahe, Totale,…), Hintergründe oder Spezialfunktionen eignen sich dazu?
  • Was soll zu hören sein? Gibt es Hintergrundgeräusche? Brauchen wir einen Sprechertext, Musik oder Geräusche? Unterstützen diese Geräusche unsere Darstellungsabsicht oder lenken sie vielleicht vom Wesentlichen ab?
  • Weiterführend: Kann das Video durch einen Transfer ergänzt werden? Gibt es das gleiche Phänomen auch in unserer Lebenswirklichkeit?

Natürlich kann auch der Film selbst zum Lerngegenstand werden. In diesem Fall werden die vielfältigen Möglichkeiten zur filmischen Darstellung zum Schwerpunkt der Unterrichtsreihe. Es sollte ein Thema gewählt werden, das inhaltlich viel individuellen Spielraum lässt („Das bin ich“, „Unsere Schule“,…).

Wie kann ein fertiges Video genutzt und beurteilt werden?

Auch das Beurteilen eines Schülerfilms sollte stets kriteriengeleitet erfolgen. Der jeweilige Schwerpunkt kann mittels eines Beobachtungsauftrags durch die Lehrkraft, aber auch anhand der im Vorfeld besprochenen Ziele von den Konsumenten und/oder den Produzenten gesetzt werden.

Drei mögliche Schwerpunkte sollen hier kurz erläutert werden.

Mithilfe von Videos Inhalte und Prozesse besser verstehen

Beobachtungsauftrag: Welche neuen Erkenntnisse hast du mit Hilfe des Videos bezgl. des  Lerngegenstandes erlangt?

Das Medium Video weist diesbezüglich einige Vorteile auf. Ein Prozess oder die Vorstellung eines Unterrichtsergebnisses kann mehrmals angeschaut werden und der Blick mittels der Pausenfunktion via Standbild auf einen einzelnen Moment konzentriert werden.  Außerdem bieten Detailaufnahmen, Zeitlupe, Zeitraffer, Perspektivwechsel uvm. (siehe oben) einen neuen Blick auf das Produkt oder den Prozess.

  • In der Zeitlupe haben wir gesehen, an welcher Stelle die Kugel aus der Kurve hüpfte und haben die Bahn dort verstärkt.(Bsp. Murmelbahn)
  • Die Zeitrafferaufnahme hat mir gezeigt, welche Teile der Blüte zuerst aus der Knospe wachsen. (Bsp. Wachstum einer Tulpe)
  •  

Mithilfe von Videos differenzierter über Arbeitsergebnisse sprechen

Beobachtungsauftrag: Welche Tipps zur Verbesserung des Lerngegenstandsoder des Arbeitsprozesses(z.B. Murmelbahn) kannst du der Gruppe geben?

  • Eure Kugel könnte noch länger in der Bahn rollen, indem ihr…
  • Durch sinnvollere Arbeitsteilung wäret ihr evtl. schneller zum Ergebnis oder zu einem besseren Ergebnis gekommen. 

Über fertige Videos sprechen

Beobachtungsauftrag: Hat die Gruppe ihren Lerngegenstand mit Hilfe des Videos anschaulich präsentiert? Welche Aspekte der Darstellung waren gelungen? Welchen Tipp kannst du der Gruppe zur Verbesserung ihres Films geben?

Unter diesem Schwerpunkt können beispielsweise Kameraeinstellungen, der Einsatz der Zeitlupen- und Zeitrafferfunktionen oder von Ton und Sprache diskutiert werden.

  • Durch die Zeitlupe konnte man richtig gut erkennen, wie und wo die Kugel lang rollt.
  • Mit eine näheren Kameraeinstellung wäre die Murmelbahn noch besser zu erkennen gewesen. Die Kinder im Hintergrund lenken vom Wesentlichen ab. 
  • Die Musik und die Geräusche machen den Film noch eindrucksvoller. An einigen Stellen passen die Geräusche nicht / sind zu viel.
  • Eure eingefügten Texte erklären gut, was passiert. Eure Texte verdecken die Kugel.

Welche technische Ausstattung wird benötigt?

Digitale Foto- und Filmaufnahmegeräte (Digicam, Handy, iPad, Tablet, iPod), sind inzwischen leicht in überschaubaren Stückzahlen zu organisieren, sodass in Partnerarbeit oder in Kleingruppen gefilmt werden kann.

Sollte die Schule über Tablets verfügen, können diese - dank der Nutzung ausgewählter Apps - auch zwecks Videoschnitt bzw. Bearbeitung des Films eingesetzt werden. Durch den Einsatz diverser Programme auf dem PC, können aber natürlich auch Videosequenzen, die mit der Digitalkamera aufgenommen wurden, z.B. per USB Kabel überspielt und anschließend bearbeitet werden (Kameraschnitt, PC, iPad, Schnitt-Apps auf Handys,…).

Was sollten Kinder methodisch können?

Vor der Dokumentation ihrer Ergebnisse auf Video, sollten sich die Schülerinnen und Schüler zunächst mit der Technik, Handhabung und Funktionalität des zur Verfügung stehenden Mediums auseinandersetzen. Sie sollten in der Lage sein, eine Aufnahme zu starten und zu stoppen, sich die Aufnahme anzusehen und ggf. zu löschen, situationsbedingt den Zoom zu bedienen oder die Schärfe einzustellen und bei Bedarf die Slo-Motion-Funktion bzw. die Möglichkeit des Zeitraffers zu nutzen.

Für einige Projekte ist neben dem Bild der Ton für die Aufnahme entscheidend. In diesem Fall bietet es sich an, einen ruhigen Aufnahmeort zur Verfügung zu haben, damit Nebengeräusche nicht vom eigentlichen Objekt ablenken.

Die Methode im Unterrichtsbeispiel:

Ergebnissicherung anhand von selbsterstellten Videos: "Murmelbahnen"

Wirkzusammenhänge mit der Handykamera beobachten, Zeitlupe: "Fahrzeugbau"

Eigene Werbevideos (Influencer-Videos) produzieren: "Das ist mein neues absolutes Lieblingsprodukt"

Berichtsvideos mit Greenscreen-Technik anfertigen: "Heute nehm ich euch mit auf den Mond!!"