Die Green Screen Technik – Filmmontagen wie im Fernsehen
Worum geht es?
Mit Hilfe der Green-Screen-Technik (z.B. mit der App „Green Screen by Do Ink“ oder „Chroma Key“) können Kinder vor nahezu jedem Hintergrund agieren. Sie berichten beispielsweise in einer Nachrichtensendung als Reporter direkt vom Mond, stehen vor dem Eiffelturm oder werden zu Meteorologen, die den Zuschauern vor der Wetterkarte die Vorhersage für die nächsten Tage präsentieren.
Fachlicher Hintergrund
Das Verfahren der Green-Screen- bzw. Blue-Screen-Technik wird vor allem bei Film- und Fernsehaufnahmen verwendet. Dieser visuelle Effekt (engl. chroma keying) ermöglicht, Personen und/oder Gegenstände farbbasiert freizustellen und diese nachträglich vor einen anderen Hintergrund zu platzieren.
Dabei werden zwei verschiedene Anwendungsverfahren unterschieden. Bei Fernsehübertragungen wie dem Wetterbericht oder bei Nachrichtensendungen werden die Aufnahmen des Sprechers in Echtzeit freigestellt und zeitgleich vor den gewählten Hintergrund gesetzt („live keying“). Im Gegensatz dazu finden die Aufnahmen bei großen Filmproduktionen oftmals vollständig vor einem grünen oder blauen Hintergrund statt. In der Postproduktion, durch das Erstellen und Einfügen von visuellen Effekten, wird der einfarbige Hintergrund dann durch eine gewünschte Kulisse (beispielsweise ein Foto oder ein Video) ausgetauscht.
Da Grüntöne in der Hautfarbe eines Menschen fast nicht vorkommen, wird in der heutigen Zeit für Aufnahmen anstelle des blauen in aller Regel ein grüner Hintergrund verwendet.
Didaktischer Hintergrund
In dieser Reihe stehen das Kennenlernen und Erproben der Green-Screen-Technik bei Film- und Fernsehaufnahmen im Mittelpunkt. Die kritische Reflexion der Einblicke in die Konstruiertheit der digitalen Welt und die damit einhergehende Beeinflussbarkeit des Betrachters ermöglicht es den Kindern, ihre Medienkompetenz zu erweitern. Darüber hinaus beschäftigen sie sich intensiv mit dem sachunterrichtlichen Inhalt „Bedeutende Bauwerke“, indem sie im Internet oder in Sachbüchern nach wichtigen Informationen zum Thema recherchieren, diese sammeln, ordnen und entsprechend aufbereiten. Den Abschluss der Unterrichtsreihe bildet eine Präsentation der Ergebnisse vor Publikum.
Eine solche Auseinandersetzung mit dem Thema Bauwerke fördert sowohl perspektivenbezogene (z.B. sich in Zeiten orientieren, Ereignisse rekonstruieren, erkunden, analysieren) als auch perspektivenübergreifende (z.B. eigenständig erarbeiten, reflektieren, kommunizieren) Denk-, Arbeits- und Handlungsweisen.
Unterrichtsdurchführung
Einstieg:
Als Impuls können Fotos von verschiedenen bedeutenden Gebäuden in Europa und der ganzen Welt im Sitzkreis ausgelegt werden. Nachdem die Kinder diese eingehend betrachtet haben, schildern sie ihre Beobachtungen und mutmaßen in einem gemeinsamen Gespräch über den möglichen Standort, die Funktion und den Namen der Gebäude. Diese Phase kann durch folgende Impulsfragen unterstützt werden:
- Wie heißen die Gebäude?
- Wo stehen die Gebäude?
- Welche Funktion haben die Gebäude?
- Wann wurden die Gebäude erbaut?
- Was ist besonders an den Gebäuden?
- ...
An dieser Stelle haben die Kinder die Möglichkeit, weitere aufkommende Fragen zu ergänzen. Anschließend sammeln die Lernenden Ideen, womit und wie sie ihre entwickelten Vermutungen überprüfen sowie Antworten auf offen gebliebene Fragen finden können.
Je nachdem wie der geographische Fokus in dieser Unterrichtsreihe gesetzt ist, lässt sich die Auswahl der Bauwerke auch auf einzelne Kontinente, Länder (z.B. Europa/Deutschland) oder den eigenen Wohnort beschränken. In diesem Fall könnten die Kinder im Rahmen eines Stadtrundgangs eigene Fotos von Gebäuden aufnehmen und diese in den Unterricht einbringen.
Erarbeitung:
In Kleinstgruppen (zwei bis drei Kinder pro Gruppe) beschäftigen sich die Lernenden mit jeweils einem Bauwerk. Ziel ist es, unter Zuhilfenahme von verschiedenen analogen und digitalen Medien (wie z.B. Zeitungen, Zeitschriften, Büchern und dem Internet), weitere Informationen zu dem Gebäude zu sammeln, um einen Steckbrief zu erstellen.
Hieran schließt sich die Planung des Filmes an. Genau wie in einem professionell erstellten Dokumentarfilm geschieht dies mit Hilfe eines Storyboards und eines Drehbuchs. In den einzelnen Filmstreifen des Storyboards werden in rudimentären Skizzen die groben Inhalte der geplanten Szenen dokumentiert. In einem Feld Anmerkungen können Regieanweisungen, wie z.B. Kind deutet mit der linken Hand nach links, notiert werden. Der zuvor erstellte Steckbrief bildet die inhaltliche Grundlage des geplantes Films.
Die nun folgende Aufnahme findet vor einem großen, durchgängig grünen Hintergrund statt. Das Reporterkind agiert bei der Filmaufnahme so, als ob es wirklich vor dem beschriebenen Bauwerk stehen würde und berichtet im Stil eines Dokumentationsfilms über das Gebäude.
Tipps: Bei der Aufnahme sollte ein Stativ verwendet werden. Der grüne Hintergrund muss so groß sein, dass er den gesamten Kameraausschnitt einnimmt. Als Hintergrund können ein großer grüner Stoff, grüne Pappe oder eine grüne Tafel verwendet werden. Die Ergebnisse werden umso besser, je glatter und gleichmäßiger das verwendete Material sowie je klarer die grüne Farbe ist. Ebenfalls sollte auf eine gleichmäßige Ausleuchtung geachtet werden, damit die Schattenbildung minimiert wird und die Schauspieler sich deutlich vom Hintergrund abheben. Grüne Kleidungsstücke oder Accessoires sind zu vermeiden. In Abhängigkeit zu den Lichtverhältnissen bei der Videoaufnahme, dem jeweiligen Farbton und der Oberfläche des grünen Hintergrundes ermöglicht die App eine manuelle Optimierung der Ergebnisse. Zusätzlich können die Kinder ihre Fotos und Videos in der App bearbeiten, indem sie diese passend ausrichten oder in ihrer Größe beschneiden.
Im nächsten Schritt wird das Reporterkind in der App freigestellt, indem durch das „chroma keying“ die grünen Farbanteile aus dem erstellten Video entfernt werden. In der App kann jetzt der gewünschte Hintergrund hinter die freigestellte Videoaufnahme gelegt werden („compositing“), so dass für den Betrachter am Ende der Eindruck entsteht, dass das Kind wirklich vor dem entsprechenden Gebäude steht. Dafür muss das aufgenommene und ggf. bearbeitete Bild- und Videomaterial lediglich in eine Green-Screen-App importiert werden.
In dieser Unterrichtsreihe erfahren die Kinder, dass durch Filmmontage mit der Green-Screen-Technik Bilder und Filme entstehen können, die in der realen Welt so nicht möglich wären z.B. den Mond in der Hand halten, auf einem Hai stehen oder ein Hochhaus auf der Fußspitze balancieren.
Abschluss:
Zum Abschluss der Reihe werden die erstellten Filme (möglichst via Beamer oder Smartboard) vor Publikum präsentiert. In einer gemeinsamen Abschlussreflexion im Klassenverband soll der Entstehungsprozess des Dokumentationsfilmes im Hinblick auf inhaltliche, gestalterische und prozessbezogene Schwerpunkte kritisch reflektiert werden. Hierbei können die folgenden Leitfragen helfen:
- Sind die im Film gegebenen Informationen vollständig und richtig?
- Ist der Film interessant gestaltet?
- Was hat bei der Gruppenarbeit gut funktioniert?
- Was war bei der Produktion des Filmes schwierig?
- Wie könnte der Film ggf. noch verbessert werden?
Da die Förderung der Medienkompetenz ein primäres Ziel ist, bietet es sich an dieser Stelle an, mit den Kindern über basale Urheber- und Persönlichkeitsrechtsrechte zu sprechen (Bilder aus dem Internet, Fotos von Personen) sowie Fragestellungen nach der Konstruiertheit der digitalen Welt und die damit einhergehende Beeinflussbarkeit des Betrachters in den Mittelpunkt zu rücken.
Lernanschlüsse
Langfristig kann aus diesem Videoprojekt mit der Green-Screen-Technik eine große Bandbreite an den verschiedensten Filmarten wie z.B. Erklärvideos, Interviews, Buchvorstellungen, Nachrichten-sendungen usw. mit einer Vielzahl an Möglichkeiten der inhaltlichen Ausgestaltung entstehen.
Darüber hinaus können beispielsweise auch Filme, die mit der Stop-Motion-Technik vor einem grünen Hintergrund aufgenommen wurden in die Green-Screen-App eingefügt werden und somit vor unterschiedliche Hintergründe gesetzt werden.
Medienkompetenzrahmen
1.2, 2.1, 2.2, 4.1, 4.2, 4.3, 5.1, 5.3