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Konzeptwandel (conceptual change)

Lernprozesse, in denen Kinder ihre Präkonzepte verändern bzw. durch andere Konzepte ersetzen, werden als Konzeptwandel (conceptual change) bezeichnet.

Nicht jeder Lernprozess ist mit einem Konzeptwandel verbunden

Eines vorweg: nicht jeder Lernprozess bewirkt einen Konzeptwandel. Der Erwerb deklarativen Wissens (die Regierungsbezirke in NRW, die Teile eines verkehrssicheren Fahrrades) oder prozeduralen Wissens (einen Versuch planen und durchführen, im Internet gezielt Informationen suchen) verändert nicht zwangsläufig zentrale Vorstellungen über die Welt. Auch der Zuwachs an Können (die Handhabung einer Säge, eines Fieberthermometers, das Linksabbieger mit dem Fahrrad) ist nicht notwendig mit einem Konzeptwandel verbunden.

Konzeptwandel geschieht in der Regel auf der Ebene des Verstehens von Phänomenen, Vorgängen und Zusammenhängen. Es gibt verschiedene Annahmen über das Zustandekommen eines Konzeptwandels. Neuere Annahmen gehen davon aus, dass es sich nicht um einen rein kognitiven Prozess handelt, in dem lediglich ein älteres Konzept durch ein überzeugenderes ersetzt wird. Vielmehr spielen auch emotionale und volitionale Faktoren wie Dringlichkeit, Bedeutsamkeit, Interesse, Bereitschaft eine Rolle (s. Bedingungen für Konzeptwandel)

Konzeptwandel ist komplex und braucht Zeit

Häufig werden nicht gleich ganze Konzepte ausgewechselt, sondern das bestehende wird nur in Teilbereichen verändert, angereichert oder ausdifferenziert. Und je nach Kontext können durchaus auch unterschiedliche, konkurrierende Konzepte nebeneinander bestehen - in der Schule Erlerntes steht sehr oft unverbunden neben der Alltagserfahrung und gilt dann im Kontext Schule als richtig, während im Leben auf das bewährte Präkonzept zurückgegriffen wird.

"Um anomale Daten im Unterricht wirklich erfolgreich nutzen zu können, muss man nicht nur die Kinder verblüffen, man sollte auch wissen, wie der Unterricht weitergeführt werden muss, um eine Erweiterung oder ggf.  Änderung des Konzepts der Kinder zu bewirken." (Kosack 2004)