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Industrielle Serienfertigung in der Autoproduktion

Serienproduktion am Fließband

Die Arbeitswirklichkeit in der Großserienproduktion von Fahrzeugen hat sich seit den Tagen Henry Fords, der das Prinzip der Fließbandfertigung von den Förderketten aus den großen Schlachthöfen in Cincinnati und Chicago übernommen hatte, stetig weiterentwickelt.

In den Anfängen der Fließproduktion wurde nur ein einziges Fabrikat, das “T-Model“, auch bekannt als „Tin Lizzy“, in ausschließlich der Farbe schwarz in Massen und „auf Lager“ produziert. An den einzelnen Stationen des Fließbands wurden immer dieselben Teile verbaut. Dennoch gab es schon ein ausgetüfteltes System aus einzelnen Fertigungssträngen, die Einzelteile und Baugruppen für die Endmontage vorbereiteten.  

Autoproduktion heute

Heute werden unterschiedlichste Modell-, Ausstattungs- und Farbvarianten als Auftragsfertigung („build-to-order“) in Folge nach Bestellungseingang produziert (individualisierte Massenfertigung). Die benötigten, oft von Exemplar zu Exemplar unterschiedlichen Komponenten müssen großenteils von Zulieferfirmen exakt zum Zeitpunkt ihres Einbaus am richtigen Platz in der Fertigungsstraße bereitgestellt werden („just-in-time-production“) - ein gewaltiger logistischer Aufwand mit genau aufeinander abgestimmten Einzelschritten, Robotereinsatz, Qualitätskontrollen und einer im Hintergrund ablaufenden Datenverarbeitung und Prozesssteuerung. Einen anschaulichen, auch für Kinder verständlichen Einblick bietet der Film "Autobau - vom ersten Blech bis zum fertigen Auto" von Armin Maiwald aus der Reihe Sachgeschichten.

Im Zeitalter von „Industrie 4.0“ werden darüber hinausgehend bereits Fertigungssysteme entwickelt, in denen die Karosserien statt auf einem Fließband auf selbstfahrenden Transportwagen montiert werden. Die Transportwagen fahren für den jeweils nächsten Montageschritt autonom eine Fertigungsinsel an, an der die bestellte Variante eines Bauteils bereitsteht oder die zurzeit am wenigsten ausgelastet ist.    

Gesellschaftliche Auswirkungen

Wirtschafts- und technikhistorisch führte die mit der Fließfertigung verbundene Produktivitätssteigerung zu einer Verbilligung der Produkte, zu einer Verbreiterung des Marktes und zu einer Absatzsteigerung. Bereits Henry Ford konnte das T-Modell so billig produzieren, dass seine eigenen Arbeiter es sich leisten konnten. Zugleich veränderte sich mit dem massenhaften Auftreten von Motorfahrzeugen die Verkehrswirklichkeit radikal. Sicherheitstechnische Weiterentwicklungen ergaben sich als notwendige Konsequenz.

In soziotechnischer Hinsicht brachte die Einführung der Fließfertigung große Umstellungen mit sich. Die Arbeitsbedingungen in der Warenproduktion veränderten sich grundlegend. Die auf einfache Handgriffe reduzierten Arbeitsabschnitte konnten auch von ungelernten Arbeitern ausgeführt werden. Das reduzierte die Lohnkosten und erleichterte den Zugang zum Arbeitsmarkt. Zugleich nahm aber die Eintönigkeit der Arbeit und die Entfremdung zu. Die Taktung der Arbeitsabläufe erforderte hohe Anpassungsleistungen der einzelnen Arbeiter, die andauernde Wiederholung derselben Bewegungen unter nicht ergonomisch gestalteten Bedingungen hatte gesundheitliche Probleme zur Folge. Zudem führte das Akkordlohnsystem führte zu Zeitdruck und Stress.