Um auch zu künftigen Generationen eine Chance auf ein erfülltes Leben zu ermöglichen, sind die jetzt lebenden Generationen verpflichtet, die begrenzten natürlichen Ressourcen der Erde verantwortungsbewusst und schonend zu nutzen und fair zu verteilen. Nachhaltige Entwicklung hat zum Ziel, soziale Gerechtigkeit inter- und intragenerationell zu verwirklichen und dies mit dem Schutz der natürlichen Umwelt und ihrer Ressourcen und zugleich mit wirtschaftlichem Fortschritt zu verknüpfen.
Das völkerrechtlich verbindliche Klima-Abkommen von Paris (2015) sowie die von der internationalen Staatengemeinschaft im Jahr 2015 beschlossene Agenda 2030 mit den darin verankerten 17 globalen Zielen für eine nachhaltige Entwicklung (engl. Sustainable Development Goals, SDGs) stellen die aktuelle politische Grundlage dar.
Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE)
Bildung stellt einen wichtigen Weg dar, nachhaltige Entwicklungen zu unterstützen. Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) hat zum Ziel, das Denken und Handeln von Menschen zu beeinflussen und sie dazu zu befähigen,
Herausforderungen auf dem Weg zur Nachhaltigkeit zu erkennen,
sie in ihrer wechselseitigen Abhängigkeit von ökonomischen, ökologischen und soziokulturellen Bedingungsfaktoren zu verstehen,
dazu Wissenschaft interdisziplinär zu nutzen,
vor diesem Verstehenshintergrund Probleme und Lösungsansätze aus verschiedenen Perspektiven zu bewerten,
Entscheidungen für die Zukunft verantwortungsbewusst zu treffen und
gemeinsam mit anderen eine lebenswerte Gegenwart und Zukunft zu gestalten.
Inhaltsfelder der BNE im Sachunterricht
Die zunächst abstrakt erscheinenden Intentionen der BNE werden im Unterricht an Themen aus der kindlichen Lebenswirklichkeit exemplarisch konkretisiert.
Beispielhaft benennt der Perspektivrahmen Sachunterricht (GDSU 2013) als mögliche Themenfelder der BNE:
Wasser, Luft, Boden und der schonende Umgang damit,
Rohstoffe und ihre Verarbeitung zu Gebrauchsgegenständen sowie die Frage von Abfall und Wiederverwertung
Konsum, Konsumverhalten und -entscheidungen,
Unterschiedliche Lebensweisen und Lebensbedingungen von Menschen, Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten
Veränderung von Lebensräumen und die Folgen für Tiere, Pflanzen und Menschen
Grundsätze der BNE
Schule wächst damit verbindlich die Aufgabe zu, Kinder bei der Entwicklung nachhaltiger Lebensziele und -einstellungen zu unterstützen. Dabei gilt es zu beachten:
Wegen der Komplexität von Nachhaltigkeitsthemen kann dies nur perspektiven- und fächerübergreifend geschehen.
Da unser jetziger Kenntnisstand begrenzt ist und in naher Zukunft bereits neue, heute noch nicht absehbare Beurteilungen und Konsequenzen erforderlich sind, müssen Kinder darin unterstützt werden eine selbstreflexive Konsum- und Lebenseinstellung zu entwickeln.
Nachhaltige Entwicklungen sind stets von Abwägungen, Kompromissen und Dilemmata gekennzeichnet. Soziokulturelle und ethische Normen begrenzte rationale Entscheidungsspielräume. Deshalb müssen Themen der BNE - auch in der Grundschule! - wertneutral, pluralistisch, diskursiv und unter Verzicht auf verkürzende, scheinbare Lösungen behandelt werden.
Kompetenzerwartungen der BNE
Um nachhaltige Lebensziele und-Einstellungen gesellschaftlich wirksam umsetzen zu können, werden entsprechende Kompetenzen benötigt. Kinder müssen die Fähigkeit entwickeln,
Wissen über nachhaltige Entwicklung anzuwenden,
Probleme nicht nachhaltiger Entwicklung erkennen zu können,
aus Gegenwartsanalysen und Zukunftsstudien Schlussfolgerungen über ökologische, ökonomische und soziale Entwicklungen in ihrer wechselseitigen Abhängigkeit zu ziehen und
darauf basierende Entscheidungen zu treffen und individuell, gemeinschaftlich politisch umzusetzen
Der Perspektivrahmen Sachunterricht (GDSU 2013) weist folgende Kompetenzerwartungen aus:
Situationen, Beziehungen, Verknüpfungen, Bedürfnisse, Handlungsweisen wahrnehmen und erkennen
Die Schülerinnen und Schüler können:
zu überschaubaren Erscheinungen, Situationen, Handlungsweisen in ihrem eigenen Umfeld (z.B. am eigenen Wohnort, zum Einkaufen, zur Freizeitgestaltung, zum Zusammenarbeiten in der Klasse) Objekte, Akteurinnen und Akteure, Beziehungen, Prozesse und Veränderungen erfassen und beschreiben
an Beispielen aus ihrem eigenen Alltag (z.B. Trinkwasser, Nahrungsmittel, Kleider, Spielzeuge) beschreiben und kommentieren, wie wir abhängig sind von unserer Umwelt, von Arbeiten und Dienstleistungen von Menschen in der Nähe und Ferne
Erfahrungen zum Ausdruck bringen und Vermutungen äußern, welche Auswirkungen das eigene Handeln und das Handeln von Personen im engeren Umfeld (Freunde, Familie, Bekannte) auf die natürliche Umwelt und auf die Lebenssituation anderer Menschen haben
Informationen erschließen, Fragen klären, sich orientieren
Die Schülerinnen und Schüler können:
zu Informationen aus der Berichterstattung in Medien Fragen stellen, selbstständig dazu Informationen gewinnen und eigene Sichtweisen dazu begründet darstellen (z.B. zu Naturereignissen, zu Berichten über Menschen in (umwelt-) gefährdeten Gebieten, zu Konflikten zwischen Bevölkerungsgruppen, zu wirtschaftlichen Themen)
sich zu ausgewählten Fragen und Themen (z.B. Wasser und Wasserverbrauch, Energienutzung für verschiedene Tätigkeiten, Abfall und Abfallentsorgung/ -Verwertung/ -Vermeidung, Produktketten/ -zyklen) informieren, Daten und Informationen verarbeiten und dokumentieren sowie daraus begründet Stellung beziehen und ggf. Folgerungen für das eigene Handeln ziehen
über Sachen und Situationen, Handlungsweisen nachdenken, sich in Situationen hineindenken und „versetzen“
Die Schülerinnen und Schüler können:
über unterschiedliche Lebensweisen und -Situationen (z.B. Wünsche, Bedürfnisse und die Möglichkeit, sie zu erfüllen) von Menschen nachdenken, im Austausch mit anderen Fragen dazu stellen und sich positionieren
ausgehend von eigenen Erfahrungen den Umgang mit natürlichen Ressourcen, Pflanzen und Tieren erkennen, beschreiben und einschätzen und dabei eigene Handlungsweisen reflektieren
Gedanken und Vorstellungen äußern und austauschen, was Menschen in anderen Lebenssituationen (z.B. ältere Menschen, Menschen in anderen Gebieten der Erde, Menschen, die von Naturereignissen betroffen sind) beschäftigt und betrifft, und wie andere Menschen sich ihren Alltag gestalten und Situationen bewältigen
Fragen der eigenen Verbundenheit, der Achtsamkeit, Sorgfalt und Wertschätzung gegenüber der Natur und den Mitmenschen in der Nähe und Ferne besprechen und bewerten
vorausschauend denken, sich mit Perspektiven und Entwicklungen beschäftigen
Die Schülerinnen und Schüler können:
Ideen und Perspektiven für das Wohnen, das Arbeiten, die Freizeitgestaltung, die Gesundheit, die Mobilität, das Zusammenleben mit anderen in Zukunft entwickeln, dazu eigene Handlungsweisen reflektieren und im Hinblick auf eigene Gestaltungsmöglichkeiten erörtern
Fragen zu Gerechtigkeit (verstanden auch als Fairness im Umgang mit natürlichen Grundlagen, mit unterschiedlichen Formen der Lebensgestaltung und von Lebenssituationen von Menschen, Rechten von Menschen - insbesondere auch von Kindern - sowie zur Solidarität mit Menschen in anderen Lebenssituation) stellen, diesen nachgehen, Vorstellungen und Gedanken dazu austauschen und Handlungsmöglichkeiten für sich selbst und in der Zusammenarbeit und im Zusammengehen mit anderen entwickeln
mitgestalten, mitwirken, teilhaben
DIe Schülerinnen und Schüler können:
an exemplarischen Vorhaben und Projekten der Klasse oder der Schule (z.B. ein Naturschutzprojekt, eine Aktion zur Verbesserung der Lebenssituation von Kindern in anderen Gebieten der Erde) zur Ideenentwicklung beitragen, an Entscheidungsprozessen sowie bei der Umsetzung mitwirken und dabei Aufgaben eigenständig übernehmen
an Beispielen aus ihrer Erfahrungs- und Alltagswelt Einblick nehmen in Entscheidungsprozesse (z.B. politischer und ökonomischer Art), die Auswirkung auf die Umwelt und auf Menschen haben; dabei erkennen, wer diese Prozesse wie beeinflusst und steuert (politische Entscheidungsprozesse z.B. in der Kommune) und Möglichkeiten für die eigene Mitwirkung und -gestaltung nutzen