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Zeichnen

Warum zeichnen im Sachunterricht?

Kinder beginnen schon lange vor der Schulzeit damit, zu zeichnen. Das Zeichnen bietet für sie eine frühe Möglichkeit, sich ihre Umwelt zu erschließen und ihre Vorstellungen und Gedanken auszudrücken. Die meist vielfältigen Zeichenerfahrungen, die Kinder sowohl im Kindergarten als auch im privaten Umfeld sammeln, sind oftmals emotional positiv besetzt (Oberhauser & Schönknecht, 2018). Zudem ist bekannt, dass Kinder im Grundschulalter noch recht ungezwungen zeichnen und gleichzeitig über ein umfangreiches Darstellungsrepertoire verfügen (Biester, 1991b; Möller, 1998). Häufig können sie beim Darstellen von Gegenständen und Vorgängen sogar auf mehr Bildzeichen zurückreifen als ihnen Wörter zur Verfügung stehen (Biester, 1991b). Auch neuere wissenschaftliche Erkenntnisse belegen, dass das Zeichnen für das Lernen und Kommunizieren von Kindern von großer Bedeutung ist (Fan, 2015). So werden beim Zeichnen Seheindrücke, Erinnerungen und Sachwissen miteinander in Beziehung gesetzt. Auf diese Weise können Vorstellungen entstehen, die beim Zeichnen visuell strukturiert werden (Produktebene; Oberhauser & Schönknecht, 2018). Gleichzeitig arbeiten die Kinder während des Zeichnens an ihrem zeichnerischen Repertoire weiter und üben und modifizieren Darstellungsformen (Prozessebene; Glas, 1999; Oberhauser & Schönknecht, 2018).

Vielfalt und Strukturierung von Zeichenanlässen im Sachunterricht

Im vielperspektivisch angelegten Fach Sachunterricht können – je nachdem, welche Ziele verfolgt, welche Lernprozesse angeregt und welche Kompetenzen erreicht werden sollen – sehr viele verschiedene Formen des Zeichnens genutzt werden. Dazu zählen beispielsweise Karten, Mindmaps, Diagramme, Erzählbilder, Versuchsaufbauten, Darstellungen von technischen Funktionsweisen u.a. (Oberhauser & Schönknecht, 2018).

Um die Vielfalt der möglichen Zeichnungen im Sachunterricht zu strukturieren, schlagen Oberhauser und Schönknecht (2018, S. 8f.) eine Systematisierung anhand zweier Fragen vor:

1. Welche Form der Auseinandersetzung mit der Welt findet beim Zeichnen statt?

  • Sachorientiertes Zeichnen
    • Erfassendes Zeichnen: Möglichst objektive Darstellung von Inhalten und Gegenständen
    • Entwerfendes Zeichnen: Gegenstände und Vorgänge zeichnerisch planen
  • Subjektorientiertes Zeichnen
    • Auslegendes Zeichnen: subjektiv Bedeutsames beim Zeichnen von Inhalten und Gegenständen einfließen lassen
    • Erzeugendes Zeichnen: eigene Vorstellungen und Welten entwerfen

2. Wie werden Inhalte beim Zeichnen dargestellt?

  • Konventionelle Darstellungsformen
    • Schematisches Zeichnen: vereinfachtes Darstellen, z.B. Strichmännchen
    • Diagrammisches Zeichnen: Mindmaps und Diagramme
  • Ungebundenere Darstellungsformen
    • Realistisches Zeichnen: realistische Darstellung wird angestrebt
    • Abstraktes Zeichnen: freies Zeichnen ohne visuelle Ähnlichkeit zum dargestellten Inhalt

Diese Fragen und zugehörigen Systematisierungen verdeutlichen bereits, welch verschiedene Kompetenzen durch das Zeichnen angeregt werden können. So erfordert das zeichnerische Planen des Aufbaus eines Experiments andere kognitive Prozesse (entwerfendes, schematisches Zeichnen) als das möglichst genaue Zeichnen eines Gegenstandes (erfassendes, realistisches Zeichnen), das Zeichnen einer Stadtteil-Karte (erfassendes Zeichnen, schematisches Zeichen) oder das Zeichnen von Vorstellungsbildern zum Leben in vergangenen Zeiten (erzeugendes Zeichnen, realistisches Zeichnen) (vgl. auch Oberhauser & Schönknecht, 2018).

Auch bei der Unterrichtsreihe zum Thema „Erfindungen“ wurden verschiedene Formen des Zeichnens verwirklicht. Mit Blick auf den technischen Schwerpunkt der Reihe stand jedoch das sachorientierte Zeichnen im Vordergrund, das sich insbesondere realistischer, gegebenenfalls aber auch schematischer Darstellungsweisen bediente.

Die Methode im Unterrichtsbeispiel:

"Erfindungen"

"Distanzunterricht Pflanzen beobachten"