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Außerschulischer Lernort

„Du wirst in den Wäldern etwas mehr finden als in den Büchern.
 Die Natur wird dich lehren, was du von den Lehrern nicht zu hören bekommst.“

Bernhard von Clairvaux, Abt und Mystiker, 1091-1153 (nach Corleis 2001)

Zu allen Zeiten erforschten die Menschen ihre Lebenswelt, sowohl ihre natürliche als auch die techni­sche oder soziale Umgebung. Diesem Bedürfnis nach "originalen Begegnungen" entspricht der Sachunterricht u.a. durch das Aufsuchen außerschulischer Lernorte. Dort können unmittelbare Erfahrun­gen gemacht und den Kindern die Möglichkeit eröffnet werden, planerisch tätig zu sein und sich eine Vielfalt von Zusammenhängen zu erschließen. Auf diese Weise wird dem Ziel, Selbsttätigkeit und Selbstständigkeit zu fördern in besonde­rem Maße entsprochen. Außerschulische Lernorte können darüber hinaus helfen, einer „Verinselung der Lebensräume“ entgegen zu wirken, wenn hier Kinder und der Lerngegenstand des Sachunterrichts zusammentreffen. (vgl. Gaedtke-Ekkardt 2011., S.92)

In der gegenwärtigen Gesellschaft wachsen Kinder mit einer zunehmenden Konsumhaltung und -erwartung auf, in der vorwiegend Sekundärerfahrungen gemacht werden. Um dieser Tendenz entgegenzuwirken, ist es wichtig und sinnvoll, den Schülerinnen und Schülern durch Primärerfahrungen die Möglichkeit zu geben, ihre Lebenswirklichkeit in einem handelnden, erfahrungsreichen und ent­deckenden Unterricht erfahrbar zu machen (vgl. Burk u.a. 2008, S. 9ff). Hierbei spielen außerschulische Lernorte, in denen die Kinder Verantwortung übernehmen und eine Offenheit gegenüber Fremdem, bisher Unbekanntem und Andersartigem entwickeln, eine wichtige Rolle (vgl. Burk u.a. 2008, S. 9ff).

Außerschulische Lernorte mit verschiedenen Aufgabenschwerpunkten

Schule hat die Möglichkeit, die Lebenswirklichkeit der Kinder in seiner Vielfältigkeit durch Unter­richtsgänge zu erweitern und damit Entdeckerlust der Kinder  zu wecken bzw. zu fördern. Dabei sollte auch die direkte Umgebung der Schule in angemessener Weise berücksichtigt werden.

Folgende Bereiche können unterschieden werden:

  • Erschließung der Natur in der ländlichen und städtischen Umgebung, häufig im Rahmen der Umwelterziehung
  • Begegnung mit Arbeitsumgebungen und Produktionsstätten, z.B. Besichtigung von Handwerksbetrieben, Behörden oder Infrastrukturen u.a.
  • Besichtigung von Bauwerken
  • Aktiver Umgang mit Medien und Technik in unserer Umwelt

Anforderungen an außerschulische Lernorte

  • Authentizität: Die Kinder können „vor Ort" originale Erfahrungen sammeln.
  • Anmutungscharakter: Die kindliche Neugier und der Wissensdrang werden verstärkt, indem sich die Kinder auf Entdeckungsreise begeben.
  • Überschaubarkeit: Der außerschulische Lernort befindet sich zumeist in der näheren Umgebung und ist für die Kinder in der Regel nicht völlig neu.
  • Strukturiertheit: Die didaktisch-methodische Aufbereitung des Vorhabens ist durch die Lehrerinnen und Lehrer gemeinsam mit den Experten „vor Ort" zu leisten. Dabei sollte es sich lediglich um ein Grundgerüst handeln, das - ausgehend von der Interessenlage der Kinder - Variationen im Ablauf zulässt.
  • Prägnanz: Der außerschulische Lernort sollte repräsentativ sein.
  • Ermöglichen von Aktivitäten: Die Kinder sollten vielfältige Möglichkeiten erhalten, am jeweiligen Lernort selbsttätig und selbstgesteuert zu agieren, sodass der Ort und die beobachtbaren Phänomene durch eigenes Handeln nachhaltige Lernprozesse ermöglichen.

(Entnommen aus: Fournes, A., 2008)

Außerschulische Lernorte bieten folgende Lernchancen:

  • Herstellen von Interesse und Lernengagement
  • Anreicherung der „trockenen Wissensvermittlung“ durch Primärerfahrungen
  • Erschließung von Erfahrungs- und Handlungsräumen in der direkten Umwelt
  • Kompensation von Erfahrungsdefiziten
  • lebensnaher Unterricht
  • Arbeit mit Experten (z.B. Förster)
  • Entwicklung einer fragenden Haltung gegenüber der Welt
  • Erwerb von Methodenkompetenz (Informationsbeschaffung und -verwertung, Dokumentation und Präsentation, …)

(vgl. Dühlmeier 2010, S. 15ff)