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Storytelling – narrative Didaktik

"Geschichtenerzählen kann eine angenehme Lernatmosphäre schaffen, was eine notwendige Voraussetzung ist, um nachhaltiges Wissen aufbauen zu können. Die Rezeption einer Erzählung erfordert eine geistige Tätigkeit, die häufig nicht als Anstrengung wahrgenommen wird, weil Erzählungen im Sinne von Geschichten und Stories so konzipiert sind, dass sie durch ihre Struktur den Zuhörenden das Verständnis erleichtern" (Kubli 2001, S. 26). "Diese nicht empfundene Anstrengung kann zum Wohlempfinden führen und so die erforderlichen Grundlagen für den nachhaltigen Wissensaufbau schaffen"  (Schekatz-Schopmeier 2010).

Storytelling, im deutschsprachigen Raum auch häufig als narrative Didaktik bezeichnet, ist eine hauptsächlich im englischsprachigen Raum verbreitete Vermittlungsmethode. Traditionell wurde im Unterricht schon immer viel erzählt. Häufig war die Erzählung der Lehrperson neben der Tafel das einzige Medium im Klassenzimmer.

"Erzählen ist das älteste Bildungsmittel überhaupt." (Kubli 1996, S.45)

Erzählte Geschichten lassen Bilder vor dem geistigen Auge entstehen, sie bieten Identifikationsmöglichkeiten, lassen die Zeit beim Zuhören rasch verfliegen und bleiben in Erinnerung. Gerade im Sachunterricht, der sich aus vielen unterschiedlichen Teilbereichen (natürlich, technisch, sozial,...) zusammensetzt, haben Geschichten das Potenzial, zum Nachdenken anzuregen und Problemlösungen zu erleichtern: also Lernen zu unterstützen. Es bieten sich hier zahlreiche Anlässe für soziales, politisches, aber auch naturwissenschaftliches und technisches Lernen.

Das Anknüpfen an positive Erinnerungen an Erzählerlebnisse aus der Kindheit, wie Glück und Geborgenheit, schafft eine besondere pädagogische Atmosphäre. Diese positive Grundstimmung, eine Identifikation mit der Hauptperson und das daraus resultierende Interesse ermöglichen den SuS einen affektiven Zugang zu neuen Informationen (vgl. Schekatz-Schopmeier 2010, S.12f).

Lernpsychologisch erhöht dies die Bereitschaft, sich auf ein naturwissenschaftliches Problem „einzulassen“ und einen Alltagsbezug herzustellen. Gleichzeitig werden verschiedene Hirnregionen beim Lernprozess einbezogen. Neben dem Faktengedächtnis (Welt-und Expertenwissen) und dem episodischen Gedächtnis (Erlebnisse und Autobiographisches) wird, je nach Betroffenheit, auch das emotionale Gedächtnis aufgebaut.

Das freie Erzählen hat dem Vorlesen gegenüber den Vorteil, ohne Hilfsmittel auszukommen und sowohl räumlich, als auch zeitlich unabhängig zu sein. Darüber hinaus muss der Blickkontakt nicht unterbrochen werden, um auf den Text zu schauen. So kann der Einsatz nonverbaler Kommunikationsmittel wie Mimik und Gestik (visuell), sowie der Variation von Stimmqualität und Sprechweise (auditiv), voll zur Gestaltung des Inhalts genutzt werden. Die individuelle, zugewandte Erzählweise verleiht dem/der Erzählerin Authentizität und hat einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf die Wirkung des Inhaltes beim/bei der ZuhörerIn (vgl. Schekatz-Schopmeier 2010, S. 9).

Kaiser (2004, S. 114) fasst die Funktionen der Methode Sachunterrichtserzählung folgendermaßen zusammen. Sie:

  • ist flexibel einsetzbar für aktuelle und neue Themen.
  • wirkt konzentrierend und gemeinschaftsfördernd.
  • eröffnet Themen in vielfältigen Aspekten.
  • ist emotional bedeutsam und schafft subjektiven Sinn und Identifikation mit den Protagonisten der Erzählung.
  • verbindet ästhetische Zugangsweisen mit differenzierter kognitiver Sachdurchdringung.