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Influencer-Videos analysieren und selbst produzieren

Worum geht es?

Durch die Analyse und Produktion von Influencer-Videos werden die Kinder im Sinne der kritischen Verbraucherbildung für neue Formen der Online-Werbung sensibilisiert. Sie lernen dabei zunächst, Online-Maßnahmen zur Beeinflussung von Kaufentscheidungen kritisch zu untersuchen und zu reflektieren sowie Verbraucherinformationen angemessen zu nutzen. Bei der weiterführenden Produktion eigener Online-Videos mithilfe von Tablets und einer Videoschnitt-App (z.B. iMovie oder Video Show) lernen sie die Gestaltungsmittel von Medienprodukten kennen und üben sich darin, ein Medienprodukt nach einem Projektplan zielgerichtet zu gestalten und zu präsentieren.

Fachlicher Hintergrund

Bei Influencern (englisch „influence“ = beeinflussen) handelt es sich um Privatpersonen, die mithilfe von Beiträgen in Internetportalen und sozialen Netzwerken ihre Meinungen oder Empfehlun-gen zu Produkten oder Dienstleistungen verbreiten und so das Kaufverhalten oder die Einstellungen anderer Nutzer beeinflussen. Dabei werden sie zum Teil auch von Unternehmen dafür bezahlt.

Ihre Erfahrungsberichte in Form von Online-Videos veröffentlichen die Influencer dabei meist auf Internetportalen wie Youtube oder Instagram. Obwohl die Videos primär der Unterhaltung dienen, ist ihr Werbefaktor in der Online-Community nicht zu unterschätzen. So wird die Glaubwürdigkeit der Online-Erfahrungsberichte durch die persönliche und häusliche Atmosphäre der selbstgedrehten Videos unterstützt. Die scheinbar beste Freundin bzw. der gute Kumpel von Nebenan zeigen, welche Produkte wir unbedingt auch besitzen müssen.

Seit einiger Zeit nutzen auch Unternehmen das enorme Potential der Online-Videos im Rahmen ihrer Marketing-Strategien. So werden den Influencern von Unternehmen gezielt Gratisprodukte angeboten, in der Hoffnung, dass diese entsprechend positive Rezensionen darüber im Netz veröffentlichen. Für die Betrachter ist vielfach nur schwer zu erkennen, ob es sich bei den Videos um einen authentischen Erfahrungsbericht handelt oder ob eine Werbeagentur das Video für eine spezielle Marketing-Strategie inszeniert hat. Für jeden Zuschauer der zum Teil millionenfach ange-klickten Videos bekommen die Influencer dann Geld von den Unternehmen.

Videoproduktion mit der App iMovie

Mit der App iMovie können Grundschulkinder eigene Videofilme erstellen und bearbeiten. Dabei können Aufnahmen geschnitten, getrimmt und nachvertont sowie mit zusätzlichen Features wie Titeln, Beschriftungen, Hintergrundmusik und Einblendungen ergänzt werden.

Die App ist recht intuitiv zu bedienen, im Internet sind jedoch auch zahlreiche Online-Tutorials ab-rufbar, in denen die Grundfunktionen und Werkzeuge der App Schritt für Schritt erklärt werden. Eine Kurzübersicht über zentrale Grundfunktionen der App bietet zudem die Anleitung „Umgang mit der App iMovie“. Ein Klick auf den Hilfebutton („?“) erleichtert zudem die Orientierung in der App, indem kurze Erklärungen eingeblendet werden.

Didaktischer Hintergrund

Das Internet bietet nicht nur eine Plattform für Online-Käufe, sondern gewinnt auch bei Offline-Käufen zunehmend an Bedeutung. So bieten Vergleichsportale, Testberichte, Ratgeberseiten, Online-Videos u.v.m. Informationen über Produkte und helfen uns bei unseren jeweiligen Kaufentscheidungen. Auch Kinder und Jugendliche informieren sich ganz selbstverständlich im Inter-net. Allerdings können sie – ebenso wie Erwachsene – häufig nicht unterscheiden, ob es sich bei den Informationsangeboten im Internet jeweils um ehrliche Einschätzungen bzw. Ratschläge oder vielmehr schon um Werbung handelt.

Im Rahmen dieser Unterrichtsreihe sollen Grundschulkinder daher im Umgang mit solchen neuen Formen der Online-Werbung angeleitet und dabei unterstützt werden, mündige und meinungsfähige Bürger zu werden. Sie sollen lernen, die bewusste Vermengung von Privatem und Kommerziellen zu durchschauen und werden herangeführt, gezielte Werbebotschaften im Internet zu entlarven.

Neben der gründlichen Analyse der Wirkungsweise von Haul- und Unboxing-Videos steht ebenfalls die Produktion eigener Online-Videos mithilfe von Tablets und einer Videoschnitt-App im Fokus des Unterrichtsvorhabens. So lernen sie, Gestaltungsmittel von Medienprodukten und ihre Wirkung kennen, zielgerichtet auswerten und nutzen.

Gegenüber der lange Zeit gebräuchlichen Alternative (digitale Fotokamera und Videoschnitt-Software auf dem PC) hat der Gebrauch des Tablets und der App iMovie den entscheidenden Vorteil, dass nur ein Gerät bzw. nur eine sehr intuitiv bedienbare App benötigt wird, um das Online-Video zu produzieren. So können die Kinder ihre Videos bereits nach einer kurzen Einführung in die Funktionen der App selbstständig aufzeichnen, zuschneiden und nachbearbeiten. Verfügt der Klassenraum über Apple TV, können die Arbeitsergebnisse der Gruppen zudem unmittelbar auf das Smartboard übertragen und dort gemeinsam betrachtet werden.

Unterrichtsdurchführung

Damit der kompetente Umgang mit Werbung im Rahmen der Unterrichtsreihe wirkungsvoll geför-dert werden kann, ist es sinnvoll eng mit der Elternschaft zusammenzuarbeiten. So kann auf die elterliche Erziehung aufgebaut und die Vorbildfunktion der Eltern genutzt werden. Daher bietet es sich an, vor Beginn der Unterrichtsreihe einen Elternabend zum Thema Werbung zu veranstalten, der zum Austausch über aktuelle Trends und neue Werbeformate dient und die Möglichkeit bietet, Eltern Handlungsempfehlungen mit auf den Weg zu geben.

Einstieg:

Der Einstieg in das Thema erfolgt mithilfe von zwei realen Online-Videos. Die vorgestellten Produk-te wurden nach Angabe der jugendlichen YouTuber jeweils selbst gekauft bzw. von deren Eltern bezahlt. Insofern handelt es sich in beiden Fällen rechtlich gesehen nur um Unterhaltung bzw. Information und nicht um Werbung.

Im Anschluss an die Präsentation der beiden Videos äußern sich die Kinder zunächst spontan zum Geschehen. Im Rahmen des Unterrichtsgesprächs können u.a. folgende Fragen dienen:

  • Habt ihr solche oder ähnliche Videos schon mal gesehen? Wenn ja, wo?
  • Warum nehmen Mädchen und Jungen solche Videos auf und veröffentlichen sie?
  • Worum geht es in den Videos? Was wird gezeigt?
  • Wer hat das Video produziert? Ist es ein privates Video?
  • Wo wurde das Video gedreht?
  • Handelt es sich bei dem Video um Unterhaltung, Information oder Werbung?

Erarbeitung:

In einem zweiten Schritt analysieren die Kinder mithilfe eines Beobachtungsbogens in Gruppenarbeit nun selbstständig ein Haul- oder Unboxing-Video. Dazu können sowohl die beiden Videos vom Einstieg als auch andere der im Internet zahlreich verfügbaren Videos genutzt werden.

Ziel ist es, dass sich die Kinder noch einmal kritisch mit den in den Videos enthaltenen, versteckten oder unterschwelligen Werbestrategien sowie mit den grundsätzlichen Zielen entsprechender Online-Videos (z.B. Wunsch nach Berühmtheit) auseinandersetzen.

Anschließend produzieren die Kinder mithilfe von Tablets und einer Videoschnitt-App in Kleingruppen ein eigenes Haul- oder Unboxing-Video. Mithilfe einer Checkliste legen die Kinder in ihren Gruppen dabei zunächst den Rahmen ihres Videos fest: So werden vor der Videoproduktion sowohl der Titel als auch die Art des Videos, der Name des Video-Kanals, die Darsteller und der Inhalt geklärt. Darüber hinaus wird eruiert, welche Hilfsmittel und Gegenstände sie für ihre Videoproduktion benötigen. In einem Storyboard wird schließlich das Drehbuch genauer festgelegt.

Vor den Filmaufnahmen sollte den Kindern der Umgang mit der kostenlosen App iMovie (alternativ: App „Video Show“ für Android) und den darin vorhandenen Werkzeugen und Funktionen (möglichst über einen Beamer oder ein Smartboard) kurz erläutert werden. Häufig lernen die Kinder dann durch Ausprobieren sehr schnell und intuitiv diese Werkzeuge und Funktionen sinnvoll und kreativ einzusetzen. Zusätzlich kann es sinnvoll sein, Tippkarten zu den Einzelnen Funktionen der App vorzubereiten.

Bei den Filmaufnahmen kommt es im ersten Moment nicht darauf an, den „perfekten“ Film aufzuzeichnen. Die Filmausschnitte können auch nachträglich von den Kindern zusammengeschnitten, nachbearbeitet und optimiert werden. Darüber hinaus kann die fehlende Professionalität des Films sowie der Darsteller beim Zuschauer das Gefühl von Authentizität verstärken, ein Effekt, der gerade bei Online-Videos durchaus intendiert ist.

Abschluss:

Zum Abschluss der Reihe werden die erstellten Videos der Klassengemeinschaft oder sogar einem erweiterten Publikum (z.B. Eltern) möglichst via Beamer oder Smartboard präsentiert. Dabei erhalten die Kinder dann Gelegenheit, ihre fertigen Videos kritisch zu reflektieren.

Hinsichtlich der Förderung einer reflektierten Konsumkompetenz und dem kompetenten Umgang mit Werbung sollten hier noch einmal grundsätzlich rechtliche Fragen (z.B. Kennzeichnungspflicht von Werbung oder die Verwendung von Markenlogos) und Fragen nach der Seriosität von Online-Verbraucherinformationen thematisiert werden.

Mit Blick auf die Videoproduktion können die Gruppenmitglieder zudem beschreiben, wie sie vorgegangen sind und welche Werkezuge und Funktionen der App sie verwendet haben.

Lernanschlüsse

Neben Haul- und Unboxing-Videos gibt es im Internet zahlreiche andere Werbeformate, z.B. Product Placement (englisch „Produkt Platzierung“) in Musik-Videos. Auch hier können die Schülerinnen und Schüler entsprechende Analysen durchführen und so vertiefend die verschiedenen Stra-tegien der Werbetreibenden aufdecken. Darüber hinaus kann ebenfalls Werbung im Fernsehen oder in den Printmedien analysiert werden. Die App iMovie kann im Sachunterricht vielfältig zur Produktion von Videos eingesetzt werden. So können die Grundschulkinder zum Beispiel Videos von Experteninterviews aufzeichnen, Versuchsablaufe dokumentieren, Zeitraffer- und Slow-Motion-Filme drehen oder auch Berichte von außerschulischen Lernorten erstellen.

Medienkompetenzrahmen

1.1, 1.2, 1.3, (1.4), 4.1, 4.2, 4.4, 5.1, 5.2, 5.3, 5.4